11 September 2017

Was wenn du nicht mehr da bist? Digitale Fragen über das Sterben ...

Vor einigen Jahren saß ich in einer Redaktionssitzung und bekam fiese Sprüche gedrückt und Gelächter.

Ich hatte das Thema "Digitaler Nachlass" vorgeschlagen. Davor war jemand aus meinem Umfeld gestorben und war im Netz immer noch gut vertreten. Eine seltsame Situation, die mich dazu brachte, danach zu fragen, was Angehörige in solchen Momenten tun sollten. Denn, wenn ein Mensch stirbt, denkt man wahrscheinlich eher nicht an den digitalen Nachlaß, sondern an andere Dinge. Allerdings hatte sich damals vor einigen Jahren, die Frage erst einmal eingebrannt:

Was, wenn Du stirbst und dieses Thema nicht überdacht und etwas geregelt hast? Bist du dann ein digitaler Zombie?

Es ist makaber, diese Accounts noch zu sehen, obwohl man weiß, dass die Person dahinter verstorben ist. Die Accounts dümpeln nicht selten wie kleine, verlassene Seelchen durchs Netz. Eben doch digitale Zombies, die ab und an freundlich grinsend um die Ecke sehen und einem nicht selten für irgendwas vorgeschlagen werden, obwohl sie gar nicht mehr da sind. Im richtigen Leben.

Doch es geht nicht nur um die Konten in sozialen Netzwerken. Es geht auch um Daten in Clouds, Onlinebankingdaten und vieles mehr, was in der virtuellen Welt geparkt ist.

Es wird also immer wichtiger, neben dem Testament für sämtlichen irdischen Güter, auch ein Testament zu machen, das den digitalen Nachlass regelt und vor allem Vertrauenspersonen oder Familienmitglieder bevollmächtigt, Accounts zu löschen. Weil das eben nicht so einfach ist. Auch die sozialen Netzwerke haben hierfür bestimmte Regelungen aufgestellt.

Bitkom hat dazu eine Umfrage gemacht und siehe da: Das Thema hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Ganz im Gegenteil. Rund 80% so die Umfrage hat den digitalen Nachlass nicht geregelt. Die ganze Umfrage gibt es übrigens hier zum Nachlesen: Zur Umfrage


Infografik: Was passiert nach dem Tod mit Online-Konten? | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Die Vorsorge ist gar nicht so schlimm.

Wichtig ist, dass man eine Vertrauensperson einbezieht und sie über alle Accounts informiert. Hilfreich ist dabei eine Liste aller Accounts, die man von Zeit zu Zeit aktualisieren sollte.

Schaut man sich die einzelnen Netzwerke an, findet man zum Beispiel bei Twitter die Regelung, dass man mit dem Personalausweis und dem Totenschein einen Account löschen kann.

Bei Facebook kann man zu Lebzeiten unter der Funktion in der Rubrik "Konten verwalten" die Löschung eines Accounts beim Ableben beantragen und eine Person festlegen, die quasi der Nachlassverwalter wird. Was genau nach dem Ableben mit dem Facebookkonto geschieht, kann man hier nachlesen.

Instagram bietet ähnliche Leistungen an, auch hier kann man eine Gedenkseite schalten lassen, will man den Account löschen, sind die üblichen Dokumente nötig. Alle Formalitäten auf Instagram kann  man hier nachlesen.

Das sind nur drei Beispiel, zugegeben, die großen Netzwerke. Man kann aber bis heute feststellen, dass oft auf den Plattformen gar nichts angeboten wird und das macht es für Angehörige jetzt auch nicht so einfach.

Was ich mache? Ich habe mich für die "Oldschool" Version der Verwaltung entschieden. Es gibt ein kleines Heft, in dem alle wichtigen Accounts vermerkt sind. Die Person meines Vertrauens weiß, wo sie es findet. Dieses Heft aktualisiere ich immer wieder, damit die verschiedenen Accounts auch zugänglich bleiben.

Ach ja, ich schrieb damals sehr ähnlich über das Thema, das keiner wollte und viele belächelten. Aber die Entwicklung hat gezeigt, dass es einmal mehr wichtiger geworden ist, sich um den digitalen Nachlass zu kümmern.
Der Artikel damals wurde schon interessiert wahrgenommen und die Resonanz war klar: Das Bewusstsein war damals und ist es offenbar heute noch, nicht so da, wie es vielleicht sein sollte.

Ich persönlich kann nur empfehlen, sich zu kümmern. Das macht es allen Beteiligten einfacher, die Dinge zu regeln. Traurig genug ist die Sache ohnehin schon, man muss sie nicht noch komplizierter gestalten.

Oder?

Birgit Bauer


Quelle:
Bitkom
Statista
Text: Birgit Bauer für Manufaktur für Antworten UG